„Die Podiumsdiskussion zu Barrierefreies Bauen und Wohnen in Innsbruck auf Einladung des Innsbrucker Behindertenbeirates in der Stadtbibliothek unterstreicht die Bedeutung dieses Thema“, hält LA DI Evelyn Achhorner fest.

Barrierefreiheit und Selbständigkeit ermöglichen, diese Themen waren der rote Faden, der sich durch das Programm der Tagung „Barrierefreies Bauen und Wohnen“ in der Stadtbibliothek zog. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Innsbrucker Behindertenbeirat (BBR) anlässlich seines 20-Jahr-Jubiläums.  

Gerhard Nussbaum, stellvertretender Geschäftsführer und technischer Leiter beim Kompetenznetzwerk Informationstechnologie zur Förderung der Integration von Menschen mit Behinderungen (KI-I), berichtete über seine eigenen Erfahrungen nach seinem Unfall und auf welche Probleme er schon bei den einfachsten tagtäglichen Handlungen stieß. Er präsentierte neue technische Hilfsmittel, die es Menschen mit Behinderungen ermöglichen, den Alltag besser und vor allem selbständig zu meistern.  

Martin Morandell, Gründer und CEO von Smart In Life, stellte innovative und praktische Technologien vor. Außerdem präsentierte er Angebote von Dienstleistern, die das Leben erleichtern können, beispielsweise augengesteuerte oder roboterbasierte Geräte und Maschinen zur Spracherkennung. Er stellte aber auch die klare Forderung auf, etwa dass bei Budgets und Ausschreibungen Barrierefreiheit mitgedacht werden muss, dass die Betroffenen selbst in Entscheidungen eingebunden werden, und, dass nicht alles neu erfunden werden muss, da es schon Best-Practice-Beispiele gibt.  

Joe A. Manser, Gründer der Schweizer Fachstelle für Hindernisfreie Architektur in Zürich, berichtete über den Aufbau der Fachstelle, die 1980 ihre Arbeit aufnahm. Weiters führte er auf Basis einer Studie der ETH-Zürich aus, dass barrierefreies Bauen nicht wirklich teurer ist, wenn man schon von Anfang an die entsprechenden Notwendigkeiten einplant und beim Bauen mitdenkt. Das gilt für öffentliche und Arbeitsgebäude genauso wie für Wohnhäuser. Um rund 1,8 Prozent würden die Baukosten steigen, jedoch sei dies weitaus billiger als später in einem bereits errichteten Gebäude Umbauten vornehmen zu müssen, was sich mit rund 4 Prozent Mehrkosten auswirke.  

Monika Klenovec, Access Consulting & Lehrbeauftragte für “Design for All/Universal Design“ an der Technischen Universität Wien und Initiatorin des „European Access City Award“, stellte Planungsgrundlagen auf europäischer und österreichischer Ebene vor. Sie referierte über die Tatsache, dass es in den meisten Ländern der EU keine Normen gibt und meist die Bauordnungen die einzigen Vorgaben bzw. gesetzlichen Rahmenregelungen sind. „In Österreich haben wir die ÖNORM, aber es gibt seit 2021 auch eine europäische Norm, die endlich den anpassbaren Wohnbau vorsieht“, erklärte Klenovec. Sie belegte mit zahlreichen Beispielen, dass klar sei, dass Barrierefreiheit für 10 Prozent der Bevölkerung unerlässlich, für 50 Prozent hilfreich und für 100 Prozent komfortabel ist.

(IKM)

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