Die Anfragebeantwortungen zu den Anfragen von LA DI Evelyn Achhorner aus dem Tiroler Landtag:

„LIFE Tirol Studie“

Sehr geehrte Frau Abgeordnete,

Sie haben an mich eine schriftliche Anfrage betreffend „LIFE Tirol Studie“ gestellt.

Bezüglich der LIFE-Studie ist Folgendes auszuführen:

Aufgrund einer Erhebung im Jahr 2019 zeigte sich, dass in Tirol kein holistischer Ansatz im Bereich Prävention und Gesundheitsvorsorge bestand, sondern insgesamt 18 verschiedene Institutionen verschiedenste Projekte und Programme mit diesem Fokus betrieben. Die Tiroler Landesregierung setzte sich mit ihrer Tochtergesellschaft Lebensraum Tirol Holding GmbH daraufhin das Ziel, bis zum Jahr 2030 Tirol zu Europas führender Region im Bereich Gesundheitsvorsorge und Prävention zu machen.

Die LIFE Tirol Studie wurde initiiert, um die Bevölkerung für Prävention zu sensibilisieren und eine evidenzbasierte Grundlage für präventive Maßnahmen zu schaffen. Das Gesamtprojekt „Tirol = Gesund – Tirol gemeinsam bis 2030 zu Europas führender Region im Bereich Gesundheitsvorsorge entwickeln“ von Universität Innsbruck und Tirol Kliniken GmbH wurde von internationalen Gutachter*innen bewertet und zur Förderung empfohlen.

Welche validen, aktuell erhobenen Studiendaten (z. B. Patientenergebnisse, Biomarker, klinische Parameter) liegen von den Tirol Kliniken im Rahmen der LIFE Tirol Studie vor, und wie werden diese validiert und dokumentiert?
Die LIFE-Studie wurde vom EUTOPS-Projekt-Team (European Translational Oncology Prevention and Screening Institute) konzipiert und durchgeführt. Es handelt sich um die weltweit erste randomisierte Studie, die präventive Interventionen (Ernährung, Bewegung, Resilienz-Übungen) in einer gesunden Population umfassend evaluiert hat. Man hat über 30.000 biologische Proben gesammelt und eine Vielzahl an Parametern dokumentiert, die noch in Auswertung sind und derzeit sukzessive publiziert werden. Besonders hervorzuheben ist das große Interesse der Tiroler Bevölkerung an einer solchen Initiative – man hatte eine lange Warteliste, konnte aber ressourcentechnisch „nur“ 600 Personen inkludieren.

In welchem Umfang und mit welchen konkreten Beträgen beteiligt sich das Land Tirol finanziell an der Durchführung der LIFE Tirol Studie über die Tirol Kliniken?
Seitens des Landes Tirol wird das EUTOPS-Institut der Universität Innsbruck von der Abteilung Wirtschaftsstandort, Digitalisierung und Wissenschaft mit EUR 600.000,– von 2024–2025 gefördert. Dabei werden insbesondere Personalkosten unterstützt. Eine konkrete Unterstützung der LIFE Tirol Studie erfolgt dabei nicht. Es gibt in diesem Zusammenhang auch keine vertragliche Vereinbarung zwischen der Tirol Kliniken GmbH und dem Land Tirol.

Die Standortagentur Tirol hat im Zeitraum 01/2022 bis 12/2023 zwei Teilprojekte der Universität Innsbruck im Rahmen des Projekts „Tirol = Gesund“ gefördert:

  • Das Forschungsprojekt zur Durchführung der „Tirol = Gesund“-Studie erhielt bisher eine Förderung in Höhe von EUR 2.000.000,–.
  • Ziel des Kooperationsprojekts „GWW2 Präventionspfad“ mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft war einerseits, eine digitale Gesundheitsplattform zu entwickeln und konkrete Anwendungen für die praktische Gesundheitsförderung zu schaffen. Langfristig sollte ein spezifisches Präventionsakte-IT-Service zur Visualisierung, Dokumentation und Verwaltung von Präventionsdaten, Terminen und Aufgaben umgesetzt werden.

Im Jahr 2023 wurden die beiden klinischen Studien LIFE und SUN-Tirol abgeschlossen. Die Tirol Kliniken GmbH erhielt als Konsortialpartnerin des Projekts für die Durchführung sportmedizinischer Untersuchungen eine Förderung in Höhe von EUR 29.964,–. Die Gesamtförderung betrug EUR 601.185,–.

Wie ist die Finanzierungsstruktur der LIFE Tirol Studie gestaltet, und welche Anteile entfallen dabei explizit auf die Beiträge, die über die Tirol Kliniken abgewickelt werden?
Siehe Antwort Frage 2.

Werden die Finanzierungsbeiträge und die entsprechenden Ausgaben der Tirol Kliniken im Zusammenhang mit der Studie transparent in landeseigenen Berichten oder Kontrollen (z. B. Haushaltsplänen, Sonderberichten) dargestellt?
Der Aufsichtsrat der Lebensraum Tirol Holding GmbH empfahl mit Beschluss vom 19.10.2021 der Tiroler Landesregierung, das Projekt „GWW2: Tirol – eine Vorzeigeregion in der Gesundheitsvorsorge“ als strategisches Projekt mit einem Budget von EUR 3.000.000,– umzusetzen. Durch Gesellschafterzuschuss des Landes Tirol wurden diese Mittel der Lebensraum Tirol Holding GmbH zur Verfügung gestellt und von dieser im außerordentlichen Budget 2022 und 2023 der Standortagentur Tirol GmbH als förderabwickelnde Stelle eingeplant.

Welche vertraglichen Vereinbarungen bestehen zwischen dem Land Tirol und den Tirol Kliniken hinsichtlich der finanziellen Beteiligung, Erhebung von Studiendaten und Nachweis der eingesetzten Ressourcen?
Es gibt in diesem Zusammenhang keine vertragliche Vereinbarung zwischen der Tirol Kliniken GmbH und dem Land Tirol.

In welchem Maße fließen die in den Tirol Kliniken erhobenen Studiendaten in die landesweiten Planungs- und Budgetierungsprozesse ein, und wie wird deren Einfluss auf die strategischen Entscheidungen des Landes dokumentiert?
Der Beitrag der Tirol Kliniken GmbH beschränkt sich auf sportmedizinische Untersuchungen mit einer Förderung in Höhe von EUR 29.964,– als Teilbereich des Projekts. Dieser Beitrag für sich hat sohin keinen maßgeblichen Einfluss auf strategische Entscheidungen des Landes Tirol, sondern gibt Aufschlüsse für die Projektleitung im Rahmen der Studie.

Welche Qualitäts- und Methodikstandards wurden in den Tirol Kliniken definiert, um die Datenqualität und Vergleichbarkeit der LIFE Studie zu gewährleisten, und entsprechen diese den landespolitischen Vorgaben?
Der Beitrag der Tirol Kliniken GmbH beschränkt sich auf sportmedizinische Untersuchungen. Für die wissenschaftliche Konzeption, Durchführung und Auswertung der LIFE-Studie war das EUTOPS-Projektteam zuständig.

Über welche Key Performance Indicators (KPIs) werden die Effizienz und Wirksamkeit der LIFE Studie in den Tirol Kliniken gemessen, und wie regelmäßig werden diese ausgewertet?
Eine Erhebung aus dem Jahr 2019 hat gezeigt, dass es viele wichtige Initiativen im Bereich der Gesundheitsvorsorge und Prävention in Tirol gibt. Trotz all dieser Bemühungen fehlen in Österreich klare Empfehlungen und Richtlinien zu praktizierten primären und sekundären Präventionsmaßnahmen. Es existieren kaum strukturierte, personalisierte, kohärente Ansätze, bei denen Akzeptanz und Effektivität durchgehend gemessen werden.

Ziel der LIFE-Studie ist es, diese Lücke zu schließen. Das Projekt wurde extern begutachtet (u. a. durch Professorinnen des Karolinska Instituts, des University College London und der Université Côte d’Azur). Zusätzlich unterliegen alle wissenschaftlichen Publikationen einem Peer-Review durch internationale Gutachterinnen. Derzeit wird ein Manuskript zur Studie im Fachjournal JAMA begutachtet.

Wie hoch sind die laufenden, personellen und infrastrukturellen Ressourceneinsätze an den Tirol Kliniken, die direkt mit der Durchführung der LIFE Studie verbunden sind, und werden diese regelmäßig im Rahmen der landesweiten Gesundheitsstatistiken erfasst?
Siehe Antworten zu Fragen 6 und 7.

Welche Maßnahmen zur Sicherstellung der Datenintegrität und -transparenz – etwa durch externe Audits oder unabhängige Evaluationen – existieren bereits in den Tirol Kliniken, und wie werden diese vom Land Tirol betrachtet?
Siehe Antworten zu Fragen 7 und 8.

Welche Vergleiche bzw. Benchmarking-Daten liegen vor, die den Finanzierungs- und Ressourceneinsatz der Tirol Kliniken im Rahmen der LIFE Studie mit ähnlichen Projekten in anderen Regionen oder Ländern vergleichen?
Siehe Antworten zu Fragen 7 und 8.

Wie werden zukünftige Finanzierungsbedarfe oder Nachfinanzierungsansprüche für Folgestudien oder Erweiterungen der LIFE Studie seitens der Tirol Kliniken prognostiziert und in die langfristige Finanzplanung des Landes Tirol integriert?
In Tirol soll bis 2030 die Prävention durch eine digitale Präventionsakte und einen strukturierten Präventionspfad modernisiert werden. Eine Erweiterung der LIFE-Studie ist aus aktueller Sicht nicht geplant.

Auf welche Weise wird der Erfolg der LIFE Studie – insbesondere der partizipativen Beiträge der Tirol Kliniken – in öffentlichen Berichten und Evaluationen dokumentiert und der Bevölkerung sowie den beteiligten Institutionen zugänglich gemacht?
Die LIFE-Studie arbeitet mit international anerkannten epigenetischen Tests zur Krebsprävention, die bereits klinisch erprobt und in mehreren Ländern implementiert wurden. Informationen sind öffentlich zugänglich über das EUTOPS-Institut sowie über die Lebensraum Tirol Holding GmbH.

Inwieweit werden externe wissenschaftliche Partner, die an der LIFE Studie mitwirken, in die Evaluation der Daten und der Finanzierungsmittel aus dem Bereich der Tirol Kliniken einbezogen, und wie wird dieser interdisziplinäre Austausch gefördert?
Die Studie vereint bedeutende Institutionen (Universität Innsbruck, Medizinische Universität Innsbruck, UMIT Tirol, Tirol Kliniken, CHES, AssignDMB) in einem interdisziplinären Verbund. Externe Begutachtung und Peer-Review-Verfahren sichern den wissenschaftlichen Standard.

Welche strategischen Maßnahmen plant das Land Tirol, um basierend auf den Ergebnissen der LIFE Studie und den daraus gewonnenen Erkenntnissen bezüglich der Kliniken, zukünftige Studien und Präventionsprojekte noch effizienter zu finanzieren und umzusetzen?
Siehe Antwort zu Frage 12.