„Es gibt eine Vielzahl an baulichen Werken, die in Tirol unter Denkmalschutz stehen“, erklärt LA DI Evelyn Achhorner. „Leider ein Titel ohne Wert“. Trotz der Bedeutung und dem hohen Wert, die diese Bauwerke besitzen, wird dem Denkmalschutz nicht die gebührende Haltung entgegengebracht und die Verpflichtungen mutwillig umgangen.“ LA DI Achhorner nimmt sich dieser Projekte an: „Es ist Zeit zum Handeln.“
Denkmalschutz 001: Gasthof Weisses Rössl in Gries
Der altehrwürdige Gasthof Weisses Rössl in Gries entlang der geschichtsträchtigen Brennerstrasse steht kurz vor dem Verfall. Der Denkmalschutz wird nicht ernst genommen, es gibt keine Konsequenzen. Seit dem Brand des Dachgeschosses im Mai dieses Jahres ist das Haus offen und Wetter und Regen ausgesetzt, die Decken und Wände werden durchnässt. Und die Stube von Wilhelm Nicolaus Prachensky im Erdgeschoss wird es bald nicht mehr geben.
Das Haus ist unter BDA 46757, Objekt-ID: 48925 denkmalgeschützt. „Der zweigeschoßige Bau an der Brennerstraße ist seit 1455 als Gaststätte nachweisbar. Die langgezogene Straßenfassade weist fünf Polygonalerker auf, die Sgraffiti Weißes Rössl und Muttergottes mit Kind wurden 1957 von Max Spielmann geschaffen. Im Inneren finden sich eine bedeutende getäfelte Stube von 1927, die von Wilhelm Nikolaus Prachensky gestaltet wurde und ein Deckenbild Mariä Verkündigung aus dem 18. Jahrhundert. Im 1950 errichteten Speisesaal befindet sich eine große Ritztafel von Paul Flora von 1955. Der Erdgeschoßflur hat ein spätgotisches Gewölbe.“
In einem offenen Brief, adressiert an die Rechtsabteilung des Bundesdenkmalamts (BDA), Frau HR Preinsperger, Herrn Präsident Dr. Bazil, und die Abteilung für Tirol, sowie weitere lokale Behörden und Akteure, äußert die NGO „Initiative Denkmalschutz“ ihre Besorgnis bezüglich des historischen Gasthofs „Weißes Rössl“ in Gries am Brenner. Unterstützt wird die NGO von LA DI Evelyn Achhorner.
Der denkmalgeschützte Gasthof, der einem lokalen Elektrounternehmer und Gemeinderat gehört, wurde Mitte Mai 2023 erneut durch einen Dachbrand beschädigt. Seitdem hat der Eigentümer, trotz mehr als vier Monaten vergangener Zeit, keine Schutzmaßnahmen ergriffen, wie beispielsweise die vorübergehende Überdachung mit einer Plane. Die NGO gibt an, dass verschiedene Angebote zur Hilfe, sowohl von der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr als auch vom BDA, vom Eigentümer abgelehnt wurden. Es kursieren Gerüchte im Dorf, dass der Eigentümer das historische Gebäude abreißen möchte und auf eine Zustimmung des BDA hofft. Die NGO drängt auf eine rasche Intervention, indem die Bezirkshauptmannschaft beauftragt wird, eine Schutzfolie über die beschädigten Teile des Dachstuhls anzubringen. Dies soll die erste Maßnahme zur Wiederherstellung des Denkmals sein, die dann mit Eigenmitteln und Unterstützung von Gemeinde, Land und dem Denkmalamt erfolgen kann.
In dem Offenen Brief wird zudem betont, dass die Gesetzgebung (DMS-G) die Bezirkshauptmannschaft dazu verpflichtet, Maßnahmen zu ergreifen, um weitere Schädigungen an Baudenkmalen zu verhindern, insbesondere wenn der Eigentümer Schutzmaßnahmen vereitelt. Die Verweigerung der Anbringung einer Witterungsschutzfolie kann als Verwaltungsstraftat gelten, und Eigentümer, die erforderliche Erhaltungsmaßnahmen behindern, können mit Geldstrafen von bis zu 50.800 Euro belegt werden. Die „Initiative Denkmalschutz“ appelliert an die Rechtsabteilung des BDA, nach vier Monaten erfolgloser Verhandlungen mit dem Eigentümer, dringend Maßnahmen zu ergreifen und die notwendige Schutzfolie anzubringen. Sie betont, dass dies nicht nur im Interesse des Denkmalschutzes, sondern auch im Interesse der Gemeinde Gries am Brenner und des Landes Tirol ist, um das historische Erbe zu bewahren.
Unterstützung für ihr Anliegen erhält die Initiative insbesondere von der Tiroler FPÖ. „Es geht nicht nur um das bloße Bewahren von kulturhistorisch bedeutsamem Gebäuden, sondern um das Zusammenwirken mit der umgebenden Landschaft. Und genau die ist in Tirol begrenzt und in höchster Gefahr“, stellt FPÖ-Kultursprecherin Evelyn Achhorner fest. Die Causa Unterbürghof in St. Johann sei ein Paradebeispiel dafür. „Was ist der Hof kulturhistorisch noch wert, wenn darum ein Gewerbegebiet gebaut wird“, stellt Achhorner die Frage und hält fest: „Das Ensemble ist authentisch. Ansonsten verkommt Tirol zum Disneyland.“ „Denkmalschutz ist auch entlang der Brennerstrasse in Gries am Brenner ernst zu nehmen. Es ist authentische Tiroler Geschichte, dass der Gasthof Weisses Rössl an der Bundesstraße liegt, auch das ist Ensembleschutz“, führt Achhorner an. In diesem Fall müsse das Bundesdenkmalamt endlich seiner Verantwortung dringend nachkommen, um den bewussten Verfall des Bauwerks zu verhindern. Die FPÖ- Kultursprecherin verweist darauf, dass gerade beim Ensembleschutz der Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle – als oberster Kulturverantwortlicher – gefordert sei.
19.10.2023